In allen Jahrhunderten verbindet man mit diesem Namen Abscheu.
Die Lebensgeschichte des Judas zeigt ein trauriges Ende, doch er hätte bei Gott auch ebenso gut Annahme finden können. Doch Judas entschied für sich, den Gottessohn zu verraten.
Für dreißig Silberlinge, den Preis für einen Sklaven, überantwortete er den Herrn aller Herren der Schmach und dem Tode.
Wer war dieser Judas, der schließlich seinem Leben aus lauter Verzweiflung selbst ein Ende setzte, indem er sich erhängte?
Judas war ein großer, stattlicher Mann, im Jüngerkreis hoch geachtet. Er hatte von sich selbst eine hohe Meinung aufgrund seiner Fähigkeiten und er glaubte, er wäre den anderen Jüngern an Talent und Urteilskraft stark überlegen. Seiner Meinung nach konnte die christliche Gemeinde mit so kurzsichtigen Männern wie den anderen elf Jüngern nicht gedeihen. Judas war der Überzeugung, niemand unter den Jüngern könne ihm das Wasser reichen. Nach seinem eigenen Urteil hielt er sich für eine Zierde im Jüngerkreis und dementsprechend war seine Haltung.
Von Natur aus hatte er eine besondere Vorliebe für Geld. So lange hatte er diesen falschen, bösen Geist genährt, bis dieser die beherrschende Kraft in seinem Leben wurde.
Die Liebe zum Geld gewann die Oberhand über die Liebe zu seinem Herrn und Heiland.
So wurde er zum Sklaven seines Lasters und begab sich selbst in die Hände Satans, der ihn schließlich in allen Dingen versuchte.
Judas war begeistert von Jesus! Er lauschte seinen Worten, er erlebte die vielen Wunder, er sah, wie Blinde sehend, Taube hörend, Gelähmte gesund wurden und wie Jesus Tote zum Leben erweckte und ihm war bewusst, dass die Lehren seines Meisters alles überragten, was er bisher gehört hatte.
Judas liebte den großen Meister und Lehrer und sehnte sich danach, bei ihm zu sein. Auch hoffte er, sein Leben würde durch die Verbindung mit Jesus umgewandelt werden.
Jesus gab ihm einen Platz unter den Zwölfen, vertraute ihm das Amt eines Evangelisten an und stattete ihn auch aus mit der Kraft, Kranke zu heilen und Teufel auszutreiben.
Judas war der Schatzmeister der kleinen Gemeindekasse. Durch diesen Dienst gab ihm Jesus Gelegenheit, seine Charaktermängel zu erkennen und zu bekämpfen. Doch die kleinen Geldbeträge, die er verwaltete, waren eine ständige Versuchung für ihn. Oft nahm er sich für kleine Dienste, die er seinem Herrn erwiesen hatte, selbst den Lohn aus der bescheidenen Kasse.
In Gottes Augen war er ein Dieb.
Er hätte durch diese Dienste einen selbstlosen Geist entwickeln können, aber er konnte sich nicht dazu überwinden, sich dem göttlichen Einfluss hinzugeben, sondern nährte seine habgierigen Neigungen, bis ihn Satan ganz im Griff hatte.
Judas nährte durch seine vermeintliche Überlegenheit auch den Geist der Kritiksucht.
Wenn Jesus immer wieder davon sprach, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, war Judas sehr verärgert. Er entwarf selbst Pläne und erwartete, Jesus solle seinen Plänen entsprechend handeln.
Doch Jesus erfüllte seine Erwartungen nicht.
So öffnete Judas sein Herz dem Unglauben und Satan säte Gedanken des Zweifels und der Auflehnung hinein.
Judas hatte hauptsächlich die Aussicht auf eine einflussreiche Stellung im Königreich Christi bewogen, sich für die Sache Jesu einzusetzen. Doch Jesus sprach von Prüfungen, Verfolgungen, von seinem Leiden und Sterben.
Als der Jünger begriff, dass Jesus keine weltlichen Ehren annehmen würde und den Jüngern auch keine angesehenen Positionen vermitteln könne, begann er Zweifel und Streitgespräche in den Jüngerkreis hinein zu tragen. Dies verwirrte die Jünger.
Judas führte sie unmerklich auf eine fromme und scheinbar kluge Weise auf eine andere Bahn.
Er lenkte die Gedanken der Jünger auf ehrgeizige Wünsche nach weltlicher Größe und lenkte sie dadurch von wichtigen Dingen ab, denen sie sich hätten widmen sollen.
An allem, was Jesus den Jüngern sagte, war etwas, womit Judas innerlich nicht übereinstimmte.